Humboldt Forum: Streit ums Kreuz

Kulturbeirat der EKBO berät Umgang mit Kuppelkreuz und Kuppelinschrift auf dem Berliner Humboldt Forum

Am 29. März tagte der Kulturbeirat der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) im Berliner Humboldt Forum zum Umgang mit Kuppelkreuz und Kuppelinschrift auf dem Berliner Humboldt Forum.

Der Generalintendant des Humboldt Forums Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh erläuterte die historischen Entstehungsumstände für die auf Friedrich Wilhelm IV. zurückgehende Kuppel mit Kreuz und der vom König selbst zusammengestellten Inschrift. Die Rekonstruktion dieses bauhistorischen Zitats vom Berliner Schloss habe wie keine andere kontroverse Debatten ausgelöst. Er stellte nochmals klar, dass das Humboldt Forum ein Ort für die Vielfalt und Vielstimmigkeit der Religionen ist. Da es weder eine unschuldige Rekonstruktion noch einen unschuldigen Rückbau gebe, wird sich das Humboldt Forum immer wieder auch mit diesem Aspekt der Geschichte des Ortes auseinandersetzen. Dazu gehören auch künstlerische Projekte, wie eine aktuell geplante Intervention als temporäre kritische Kommentierung der rekonstruierten historischen Botschaft.

Bischof Dr. Christian Stäblein erwiderte: Bei aller nachvollziehbaren Problematik hätten Kreuz und Kuppelinschrift zugleich einen wichtigen gesellschaftlichen Diskurs über die Bedeutung christlicher Symbole im öffentlichen Raum freigesetzt: Ihrem Entstehungskontext nach seien Kreuz und Umschrift nicht als Herrschaftszeichen, sondern als durch und durch herrschaftskritische Zeichen zu deuten, die nicht für Unterdrückung, sondern für Freiheit stünden. Der gesellschaftliche Diskurs über die Bedeutung des Kreuzes an sich und an diesem Ort solle und müsse deshalb geführt werden. Die Kirchen sollten an der Diskussion über Art und Inhalt der Installation beteiligt werden. »Das Kreuz ist auch ein Symbol für die Zerrissenheit und Widersprüchlichkeit unserer Welt. Dieses Symbol passt auf das Forum, das in seiner Spannung zwischen Form und Inhalt selbst ein Symbol für die Widersprüchlichkeit unserer Welt ist.«

In der anschließenden Debatte wurde auf die Bedeutung des Diskurs-Ortes Humboldt Forum als Schaufenster und Katalysator gesellschaftlicher Streitfragen hingewiesen: Der Widerspruch zwischen Form und Inhalt des Humboldt Forums sei Hypothek und Aufgabe, Formen eines ständigen Diskurses zu entwickeln. Künstler*innen hätten die Fähigkeit, jenseits des rein Diskursiven temporäre visuelle Lösungen zu entwickeln, die wiederum neue gesellschaftliche Debatten anregen könnten. Die Kirchen seien mit Blick auf ihre eigene Missionsgeschichte und das eigene Spannungsverhältnis zwischen Form und Inhalt erfahren in diesen Fragen und könnten sich in diese Debatten einbringen.

Der Kulturbeirat der EKBO wurde am 8. April 2022 konstituiert und besteht aus 40 Vertreter*innen aus Kultur und Kirche. Er tagt zweimal im Jahr zu gemeinsamen Fragestellungen und Handlungsfeldern von Kultur und Kirche. Darüber hinaus dient er der Information und Beratung des Bischofs und der Kirchenleitung in kulturellen und kulturpolitischen Fragen. Die nächste Sitzung findet am 5. Oktober 2023 statt.

Für weitere Fragen:
Pfarrer Hannes Langbein
Kunstbeauftragter der EKBO und Geschäftsführer des EKBO-Kulturbeirats
Stiftung St. Matthäus
Auguststraße 80
10117 Berlin
030-28395283
langbein@stiftung-stmatthaeus.de