ZIERVOGEL: »Younger Than Jesus«

Eröffnung: Do, 23.02.2023, 20 Uhr

 

Pressevorbesichtigung mit ZIERVOGEL: Do, 23.02.2023, 11 Uhr

 

Akkreditierung unter info@stiftung-stmatthaeus.de

ZIERVOGEL, Dis res publica, 2004, Private collection Stockholm, Cologne, Frankfurt am Main and courtesy the artist © Ralf Ziervogel/VG Bild-Kunst Bonn, 2023

Vom 24. Februar bis 7. April 2023 zeigt die Stiftung St. Matthäus, Kulturstiftung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, die Ausstellung »Younger Than Jesus« von ZIERVOGEL. Der Künstler zeigt anlässlich der Passionszeit einen eigens für den Kirchenraum konzipierten Passionsweg am Abgrund unserer digitalen Welt. Zur Eröffnung am 23. Februar um 20 Uhr spricht Prof. Else Gabriel von der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Der Künstler ist anwesend.

Den Künstler ZIERVOGEL beschäftigt der ambivalente Weltzugang durch die digitalen Medien und ihre Auswirkungen auf unser Tun. Jünger als Jesus von Nazareth (»Younger Than Jesus«) bei seinem Tod, haben die unter 30jährigen heute freien Zugang zu Gewalt, Pornographie, Hass und Hetze und Fake-News im Internet. Per Touchscreen fungieren ihre digitalen Endgeräte als aseptisches Eingangstor in eine »schöne neue Welt«, in der sich zwischen Daumen und Zeigefinger die Körperlichkeit unseres Wirklichkeitsbezugs verliert. Welche Folgen hat das für unser Welt- und Menschenbild?

Seit den 2000er Jahren zeichnet und überzeichnet ZIERVOGEL die Auswüchse digitaler und kapitalistischer Sujets – Gewalt, Sex, Werbung – auf großen Papierbahnen (bis zu 10 m). Neuere Arbeiten zeigen Körperabdrucke aus schwarzer Gouache in Auseinandersetzung mit dem Touchscreen induzierten Verlust von Körperlichkeit im digitalen Kosmos sowie Miniaturtexte in schwarzer Tinte, die – dem Tourette von Internettrollen vergleichbar – in die Untiefen digitaler Hate-Speech führen. Dabei besteht die Brisanz von ZIERVOGELs Arbeiten darin, dass sie sich nicht in vordergründiger Kritik erschöpfen. Vielmehr steigert, überspitzt, karikiert und intensiviert ZIERVOGEL – scheinbar affirmativ – die Schrecken der digitalen Welt in ephemeren Wimmelbild Szenarien entlang unserer Schmerzgrenzen und über diese hinaus. Das Spiel mit den Schmerzgrenzen wird zur Suche nach dem verlorenen Körper.

Im Kirchenraum der St. Matthäus-Kirche berührt sich ZIERVOGELs Arbeit spannungsvoll mit der religiösen Arbeit am Menschenbild im Horizont von Schuld, Buße und der Frage nach Erlösung. Mit den Mitteln der Zeichnung, der Körper-Gouache, aber auch in sprachlicher Form entsteht ein zeitgenössischer Passionsweg: Ein apokalyptischer Leidensweg des Menschen am Abgrund unserer digitalen Welt auf der Suche nach dem verlorenen Leib im Horizont von Tod und Auferstehung Jesu Christi.

Die Ausstellung wird begleitet durch eine Predigtreihe (26.02.-07.04.2023) zur Wirklichkeit des Bösen: »…und erlöse uns von dem Bösen.« – mit u.a. Senthuran Varatharajah, Prof. Dr. Markus Witte, Prof. Dr. Johann Hinrich Claussen und Prof. Dr. Notger Slenczka.

ZIERVOGEL (*1975 in Clausthal-Zellerfeld) lebt und arbeitet in Berlin und New York. Seine Werke umfassen Zeichnungen, Installationen, Aktionen und Texte. Von 2000 bis 2005 studierte ZIERVOGEL Bildende Kunst an der Universität der Künste (UdK) in Berlin. Zwischen 2013 und 2016 lehrte er Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Bekannt ist ZIERVOGEL für seine Figurenwelten auf großen Papierbahnen, anhand derer er sich kritisch mit der Gesellschaft auseinandersetzt.

Im Rahmen von Einzelausstellungen wurden ZIERVOGELs Werke zuletzt u. a. in den Deichtorhallen Sammlung Falckenberg Hamburg (»As If«, 2018–2019), der Kunsthalle Göppingen (»RAM«, 2017), und im Eigen und Art Lab, Berlin (»Ganz Unten«, 2016) gezeigt.

Außerdem wurden seine Arbeiten in Gruppenausstellungen präsentiert, u. a. auf der Zeche Zollverein, Essen und in der Kunsthalle Düsseldorf (»absent wolves«, 2021), im Kupferstichkabinett, Berlin (»In bester Gesellschaft«, 2019).

Weitere Informationen: https://ralfziervogel.com/

Pressevorbesichtigung:
Die Pressevorbesichtigung mit Ralf Ziervogel findet am Donnerstag, 23. Februar 2023, 11 Uhr in der St. Matthäus-Kirche (Matthäikirchplatz, 10785 Berlin) statt. Um Akkreditierung bis Mittwoch, 22. Februar 2023, wird gebeten: info@stiftung-stmatthaeus.de.

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