Erik Satie: Vexations
Die »Vexations«, die »Quälereien« von Erik Satie (1866 – 1925) sind ein Rätsel der Musikgeschichte. Ein Thema, zwei Variationen – und die beiläufige Anweisung des Komponisten, das kurze Stück 840 mal zu wiederholen. Ob Satie – der für seinen Humor bekannt war – dies wirklich ernst gemeint hat, wird bis heute diskutiert.
»Um dieses Motiv achthundertvierzigmal zu spielen, wird es gut sein, sich darauf vorzubereiten, und zwar in größter Stille, mit ernster Regungslosigkeit.«
Doch spätestens seit John Cage 1963 den Komponisten beim Wort nahm und die Uraufführung initiierte, sind die »Vexations« in der Welt. Die Aufführungslänge variiert natürlich – die Uraufführung dauerte 19 Stunden. Igor Levit spielte das Stück im Lockdown im Videostream – 15 Stunden lang – um auf die Situation zur Untätigkeit verurteilter Musiker*innen hinzuweisen. Der Würzburger Hochschulprofessor Armin Fuchs ist sozusagen »Marktführer« mit 28 Stunden Aufführungsdauer.
Zur Fête de la Musique wird der Kirchenraum der St. Matthäus-Kirche zum Ort einer ganztägigen musikalischen Meditation – einer Einladung, sich zu setzen, zuzuhören und »den Kopf zu öffnen« – um eine Spielanweisung von Satie aus einem anderen Stück zu zitieren. Für fünf Minuten oder fünf Stunden – wie man mag.
Ein Tag zwischen Meditation und musikalischem Marathonlauf. Eines der längsten Stücke der Musikgeschichte – am längsten Tag des Jahres.
Der Pianist dieses Tages ist Steffen Prell, von Beruf Kulturjournalist. Musik ist seine Leidenschaft – der Wunsch, das Experiment »Vexations« einmal zu wagen, ist über mehrere Jahre hinweg gewachsen.
Steffen Prell verbindet den Auftritt mit einer Spendensammlung für das »Zentrum Überleben« in Berlin-Moabit, das traumatisierten Geflüchteten psychische Betreuung ermöglicht.