Deborah Jeromin: »Maulbeerbäume und hugenottische Seidenraupenzucht in Brandenburg« – Präsentation
Die 1987 in Flensburg geborene Künstlerin Deborah Jeromin beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Geschichte der Seidenproduktion in Deutschland. Im August 2024 hat sie in Groß Ziethen Seidenraupenzucht in Bezug auf die hiesige Seidentradition betrieben und die historische kulturelle Bedeutung der Zucht recherchiert. Neben der Erfahrung mit den Raupen zu leben und ihre Metamorphose zu erleben, ist sie der Herkunft des Seidenwissens auf den Grund gegangen. Sie hat herausgefunden, dass die Seidenproduktion seit Jahrhunderten nicht nur verbindendes Element im Handel, sondern vor allem auch ein bedeutender Bestandteil von interkulturellem Wissensaustausch war. Über ihre Zeit in Groß Ziethen und diese Recherche wird Deborah Jeromin am 12.10.2024 um 16 Uhr im alten Pfarrhaus berichten.
Groß Ziethen ist ein Dorf im Barnim am südlichen Rand der Schorfheide. Seine Dorfkirche wurde im 13. Jahrhundert aus Feldsteinen errichtet und Anfang des 18. Jahrhunderts von französischen Hugenotten übernommen, die den Innenraum der Kirche gemäß ihrem calvinistischen Glauben umgestalteten.
Die hugenottischen Einwanderer waren Glaubensflüchtlinge, die im katholischen Frankreich wegen ihres reformierten Glaubens verfolgt wurden und Dank des »Potsdamer Toleranzedikts« von 1685 in Brandenburg siedeln konnten. Die zugewanderten Franzosen brachten neben ihrem calvinistischen Glauben auch zahlreiche Handwerkstechniken und Nutzpflanzen aus Frankreich mit – etwa die Seidenraupenzucht und Maulbeerbäume, welche Brandenburg von teuren Seidenimporten unabhängig machen sollte.